Alle gehen fort

Alle gehen fort von Wendy Guerra
Alle gehen fort von Wendy Guerra

„Alle gehen fort“ erzählt die Geschichte von Nieve, die in Kuba lebt und aufwächst. Wir nehmen ihre Welt durch ihre Tagebucheinträge wahr, wobei das Buch in zwei Teile geteilt ist. Im ersten erleben wir die kindliche Nieve, im zweiten die heranwachsende. Geprägt wird Nieves Leben von dem Gefühl, daß alle sie verlassen, angefangen von ihrem gewalttätigen Vater bis hin zu ihren Künstler-Freunden, die einer nach dem anderen ins Exil gehen.

Im Prinzip also ein recht spannendes Thema und die Form des Tagebuchs ist eigentlich auch exzellent dafür geeignet eine eindringliche Unmittelbarkeit zu erzeugen. Leider ging es mir bei diesem Buch über weite Strecken wie bei „Nur nicht unsichtbar werden“: Es hat mich einfach nicht berührt! Gerade der erste Teil ist irgendwie lala. Klar, das was dem Kind da passiert ist ziemlich schlimm, aber schlimm sein und beim Lesen als schlimm empfunden werden sind halt zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.

Der zweite Teil ist dann besser. Aber das liegt vielleicht auch einfach daran, daß ich die Fragen, die sich Nieve stellt, ganz gut nachvollziehen kann: Was macht Indivitualität aus? Wie kann ich anders sein als die anderen? Warum bin ich anders als die anderen? Wer ist das … ich? Andererseits benimmt sich die Protagonistin teilweise so doof, daß es einfach nur weh tut. Und vor allem unternimmt sie nichts, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen (etwas, das sie ihrer Mutter gleichzeitig ständig vorhält).

Alles in allem also ein halbswegs interessantes Leseerlebnis, aber keines, das ich nochmal haben müßte.