Der Granatapfelbaum

Der Granatapfelbaum von Yaşar Kemal
Der Granatapfelbaum von Yaşar Kemal

Tausende von funkelnden, riesenhaften Traktoren haben dank dem Marshall-Plan die Türkei überschwemmt. Die Großgrundbesitzer in der fruchtbaren Ebene brauchen die Tagelöhner aus den Bergen nicht länger. So irrt ein Grüppchen Dörfler durch Staub, Hitze und höllische Moskitoschwärme und findet schließlich sein Glück ganz unerwartet.

„Der Granatapfelbaum“ ist eine sehr kurze Novelle, die aber trotzdem in Erinnerung bleibt. Yaşar Kemal schreibt über die Bewohner der anatolischen Berge, Tagelöhner, die Ärmsten der Armen. Diese Männer werden durch die Modernisierungen in der Ebene besonders hart getroffen. Und nicht nur das, einer von ihnen leidet auch noch an Malaria, oft müssen sie ihn deshalb mitschleppen (und das ist nicht metaphorisch gemeint sondern als tatsächliches Tragen auf dem Rücken).

Einmal abgesehen von den großartigen, ja geradezu überwältigenden Landschaftsbeschreibungen, die ich an Kemal liebe, ist es auch das Zusammenwachsen und die Dynamik der Gruppe, die in „Der Granatapfelbaum“ faszinierend sind. Obwohl sie sich am Anfang oft streiten und gerade der aggressive Hösük öfter einmal die Fassung verliert, beschließen sie doch am Ende zusammen den heiligen Granatapfelbaum zu suchen.

Das ist eine Sache, die mir übrigens schon bei „Der Weg nach Bagdad“ aufgefallen ist. Die Vorstellung von heiligen Bäumen (in „Der Weg nach Bagdad“ ist es der grüne Bruder, der als Baum auftritt), die nicht nur magische und heilende Kräfte haben, sondern auch herumlaufen können. Ob das eine typisch türkische oder eine sufistische Vorstellung ist? Irgendwann muß ich mehr darüber herausfinden …